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Die Naturheilkunde der Antike war zu Hildegards Epoche so gut wie in Vergessenheit geraten. Die noch junge Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 -1179) musste sich ihre Erfahrungen als couragierte Naturwissenschaftlerin aus der Volksheilkunde selbst erarbeiten. Hildegard von Bingen weckt mehr als nur Neugierde auf ihre Werke: Nicht nur war sie Verfasserin von zahlreichen naturwissenschaftlichen Schriften, sondern auch Poetin, Mystikerin und eine durchaus streitbare Kämpferin für die Rechte der Frauen. Sie gilt als eine der beeindruckendsten Gelehrten des 12. Jahrhunderts und ist über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt. Zur damaligen Zeit und bis zum Ende der Renaissance waren die Klöster Kulturträger Nummer Eins in Europa. Hildegard machte sich vor allem in ihrer Lebens - mitte daran, zwei hochwissenschaftliche Werke zu verfassen - Causae et Curae (Ursachen und Heilung) und Physica (Über die Natur). Diese sind wegweisend für die künftige westlich geprägte Naturwissenschaft. Als Theologin erfühlte Hildegard in ihren Visionen einen liebevollen, sanften Gott. Als streitbare Rebellin hat sie sich bis ins hohe Alter gegen die Indoktrination des Klerus gestellt. Dennoch war sie bei den Mächtigen und Einflussreichen als Ratgeberin willkommen. Ohne das Erbe dieser mutigen Frau würde die Kultur des Mittelalters dumpf und glanzlos erscheinen.